Fast jede dritte Katze leidet darunter, ab dem Alter von fünf Jahren ist sogar jedes zweite Tier betroffen. Die Rede ist von der sehr schmerzhaften Zahnerkrankung Forl (Abkürzung für feline ondontoklastische resorptive Liäsionen). Das Fatale: Die Erkrankung ist oft auf den ersten Blick nicht zu erkennen, und Katzen neigen dazu, ihre Schmerzen zu verbergen. Eine Heilung gibt es nicht, aber wir können den Tieren die Schmerzen nehmen.
Bei dieser Zahnkrankheit „entkalken“ körpereigene Zellen die Zahnsubstanz in den Bereichen, die wir nicht sehen können, wenn wir der Katze ins Maul schauen. Betroffen sind anfangs die Zahnhälse im Übergangsbereich vom Zahnschmelz zum Zahnzement. Durch den Abbau des Zahnbeins (Knochen innerhalb des Zahns) wird der Zahn immer weiter ausgehöhlt.
Bei Forl unterscheiden wir zwischen drei Arten:
- Typ-1 ist oft eine Folge von Schleimhautentzündungen und Entzündungen des Zahnhalteapparates. In diesem Fall deuten oft Zahnbeläge und Zahnstein darauf hin. Auch Mundgeruch kann ein Anzeichen sein.
- Typ-2 hier liegt im Anfangsstadium keine Entzündung vor. Schreitet die Krankheit fort, kann sich aber eine Zahnfleischentzündung entwickeln. Bei Typ 2 versucht der Körper selbst, sich zu helfen. Ersatzgewebe wird abgelagert. Die Folge: Eine Verknöcherung zwischen Kiefer und Zahnwurzel. Geschieht das, neigen die Zahnkronen, also der Teil des Zahns, den wir sehen, zum Abbrechen, weil durch die Verknöcherung keine stoßdämpfende Wirkung mehr da ist.
- Typ-3 bedeutet, dass Typ 1 und Typ 2 am selben Zahn auftreten.
Noch sind die Wissenschaftler nicht sicher, was letztendlich diese schmerzhafte Krankheit auslöst.
Eine nicht erklärliche Störung des Kalzium-Stoffwechsels steht ganz oben auf der Ursachenliste, eine hormonelle Störung und Entzündungen des Zahnfleischs und Zahnhalteapparates können diese Krankheit ebenso verursachen. Heilen oder stoppen lässt sich Forl nicht. Was wir aber sicher wissen ist, dass die betroffenen Katzen unter großen Schmerzen leiden.
Nur ein Röntgenbild zeigt sicher, welche Zähne betroffen sind. Sie müssen gezogen werden. Reparieren kann man sie nicht. Danach werden die Wunden vernäht, damit sich keine Futterreste in den Wunden festsetzen können und sie sich entzünden. Die Fäden lösen sich nach kurzer Zeit selbst auf.
Ein Eingriff an den Zähnen ist immer eine Operation, für die der Patient in Narkose gelegt werden muss. Um der Katze Schmerzen und Leid zu nehmen und ihr neue Lebensqualität zurück zu geben, führt daran leider kein Weg vorbei.
Weil diese Zahnkrankheit so häufig vorkommt und sehr schmerzhaft ist, empfehlen wir, beim jährlichen Check-up die Patienten darauf zu untersuchen. Das gilt ganz besonders für ältere Tiere. Bei Mundgeruch, Zahnstein oder einem abgebrochenen Zahn sollte man nicht bis zum Routinetermin warten, sondern sofort zum Tierarzt, damit der Katze geholfen werden kann.
Und das gilt auch, wenn sich die Samtpfote beim Füttern anders verhält, vielleicht kein Trockenfutter mehr mag. Speichelt die Katze, kann auch das ein Anzeichen sein, ebenso wie Zähneknirschen häufiges Kopfschütteln oder die Schiefhaltung des Kopfes.